Sonntag, 16. September 2012

Die zweite Woche

Am 10.9. Ging es für mich dann wieder nach Las Matas. Für Robin war es das erste Mal, dass er sein neues Zuhause kennen lernen sollte und er war natürlich super aufgeregt.
Die Woche über sind wir dann am Vormittag in unsere Schule und am Nachmittag konnte ich ihm dann die Umgebung zeigen: San Juan, Las Matas und den Club.

Am 11. war das Schulministerium bei uns an der Schule und hat beim Unterricht zugesehen. Ich fand das super, denn sie hielten die Lehrerin davon ab den Kindern der 1. Klasse bereits die Zahlen von 1-40 beizubringen, obwohl sie nicht einmal die Zahlen von 1-10 beherrschten. 
Am Tag darauf war die Schule schon nach der Pause zu ende, da die Lehrer eine Konferenz hatten an der ich mich natürlich beteiligt habe. Ich habe den Lehrern dort vorgeschlagen, dass ich mich vor allem mit den Problem-Kindern beschäftigen könnte, von denen es an unserer Schule leider so einige gibt. Einige der 7. und 8. Klasse zum Beispiel können noch immer nicht lesen und in der 1. Klasse habe ich auch ein sehr schwieriges Mädchen: sie kann sich kaum konzentrieren und passt deshalb auch nicht im Unterricht auf. Sie ist 6 Jahre alt und kann nicht einmal einfache Punkte verbinden. Sie spricht nur wenn man sie direkt anspricht und dann so leise, dass man sie nicht versteht. Ich kann ihr tausend Mal das „e“ zeigen und sagen, dass es das „eh“ ist, wenn ich sie nach 1 Minute noch einmal frage wird sie „ah“ sagen. In der nächsten Woche werden wir auch eine Hausaufgabenhilfe anfangen.

Am 12.9. war der Geburtstag von Miosoti. Wir haben ihr einen kleinen Kuchen gekauft und eine Karte dazu geschrieben. Mit einigen ihrer Freunde haben wir uns dann bei ihr zuhause getroffen, Spaghetti gegessen und gequatscht.


Am nächsten Tag bin ich dann mal früh nach Hause um meine Wäsche zu waschen, dass ist hier nämlich ein ziemlicher Aufwand: Zuerst muss man die Waschmaschine nach draußen schleppen, dann wird sie mit Wasser gefüllt und dann geht es von den saubersten zu den schmutzigsten Teilen in kleinen Etappen voran. Nachdem die Wäsche also ein paar Runden im kalten, waschpulverhaltigen Wasser gedreht hat, wringt man sie aus und spült sie im ersten Eimer mit frischem Wasser aus. Danach geht es in den zweiten Eimer und dann wird sie über den Stacheldrahtzaun der den Hof abgrenzt aufgehängt. 
Als ich gerade meine ganze Wäsche zum Trocknen aufgehängt hatte verschwand die Sonne natürlich sofort hinter einer dunklen Wolkendecke und kam auch nicht mehr zum Vorschein. Später musste ich sie also noch im Zimmer aufhängen und mit dem Ventilator belüften. (Ich hätte auf meine Gastmutter hören und es am nächsten Morgen machen sollen, so wie halt alle hier..)


Belustigend ist es mit anzusehen, wie Freunde meiner Schwestern immer wieder bei uns vorbei schauen um unser Internet mitzubenutzen. Alle tümmeln sich dann um einen Laptop, essen Popcorn, trinken Erdbeersaft und streiten sich darum wer denn jetzt als nächstes zu Facebook darf. 

Hier in Las Matas sind Robin und ich übrigens nicht die einzigen Besucher aus Europa. Es gibt noch ein Mädchen aus Ungarn und eine aus Italien, die jedoch beide Austauschschüler von AFS sind und keine Freiwilligen so wie wir. Die 18-jährige Nicki aus Ungarn kann weder Spanisch noch Englisch und scheint sich aber langsam dem Abenteuerland anzupassen. Chiara ist glaube ich 16 Jahre alt, aus Italien und da sie leider etwas außerhalb lebt, konnte ich noch nicht persönlich mit ihr sprechen. Vorteilhaft ist für sie jedoch, dass ihre Muttersprache dem Spanischen sehr ähnelt und so kommt sie schon gut hier zurecht.

Am Samstag bin ich dann zum ersten Mal mit meiner Schwester Vivita abends weg gegangen. Zuerst sind wir zu einem 15. Geburtstag gegangen, der hier super groß gefeiert wird und dem 16. Geburtstag in den USA, einer Hochzeit in Deutschland und einem Ball des 19. Jahrhunderts gleicht. 
Alles begann mit einem Umzug durch die Stadt. Ein Auto spielte spanische Musik und ausgewählte Freunde gingen paarweise in ihrer besten Abendgarderobe hinterher. Ganz hinten ist dann das Geburtstagskind in einem prächtigen weißen Kleid mit Schleppe und Krönchen auf dem Kopf gegangen. Als sie bei dem Festsaal ankamen, wurden alle noch einmal namentlich aufgerufen und die „Prinzessin des Abends“ schritt feierlich durch die Menschenmenge um auf ihrem Thron Platz zu nehmen. Der Höhepunkt des Abends war als der Vater der Tochter die alten Schuhe auszog und sie gegen neue eintauschte, als Symbol für den neuen Lebensabschnitt den sie jetzt beginnen würde. Danach gab es einen Vater-Tochter-Tanz und dann einen Tanz bei dem Vater und Tochter mit jeweiliger Begleitung tanzten. Anschließend haben die Freunde wie Untertane für die Prinzessin verschiedene einstudierte Tänze vorgeführt. Von Walzer mit Partnerwechsel bis hin zu schnellem Merengue. Als alles zu Ende war, sind wir dann raus auf die Straße, welche einer einzigen Party glich. Aus den verschiedensten Ecken drang Musik und es schien als ob ganz Las Matas auf den Beinen war. Überall wurde getanzt, gelacht und sich lautstark unterhalten. Es war unglaublich. Gegen 12 ist dann leider der Strom ausgefallen und alle sind schnurstracks nach Hause. 

Erst später ist mir aufgefallen, dass dieser Stromausfall auch etwas gutes hatte: über uns funkelten nämlich abertausende Sterne. Man konnte die Milchstraße sehen, Sternschnuppen und alle möglichen Sternbilder. Als ich dann auch noch das Sternbild der Kassiopeia entdeckte, durchfuhr mich eine Welle des Glücks. Jeder der mich fragte warum ich denn so lächeln würde musste sich mit nur einem Satz zufrieden geben:

Weil das Leben einfach schön ist.




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