Sonntag, 30. September 2012

Playa Caribe


Morgens um halb 11 bin ich dann auch schon wieder aufgestanden. Nachdem ich zum ersten Mal nach einem Monat ein leckeres Müsli gefrühstückt habe, bin ich mit Robin ins Guagua in Richtung „Plaza de la Independencia“ gestiegen, um dort ein paar andere Freiwillige zu treffen um mit ihnen an den Strand zu fahren. Wir waren leider alle noch so müde, dass wir leider vergessen haben dem Fahrer zu sagen, wo wir raus wollen und so sind wir dann etwas zu weit zum Strand Juan Dolio gefahren. Da wir die anderen Freiwilligen a Strand Caribe treffen wollten mussten wir noch mit einem Taxi etwa 15 km zurück fahren. 
Dort angekommen bin ich sofort ins Wasser, da ich meinen Drang einfach nicht mehr unter Kontrolle halten konnte: eine Bucht mit weichem fast weißen Sand, Palmen, strahlende Sonne, fast nur Einheimische, Surfer, Reggae-Musik und (das beste von allem) gigantische Wellen. Ich hätte in diesem Augenblick einfach die ganze Welt umarmen können. Der Moment war perfekt!



Eine Freiwillige wollte dann mit mir wetten, dass ich mich nicht traue jemanden nach Gras zu fragen - Mission accepted! Ich bin also zu so einem Surfer und habe ihn gefragt, ob er Gras dabei hätte. Er meinte, dass es hier schwer zu bekommen sei. Danach habe ich mich noch etwas mit ihm übers Surfen unterhalten und es kam heraus, dass er von AFS ist - ups! 
Ich habe dann noch Ruben (ein Mitfreiwilliger) zu unserem Gespräch dazu geholt, da auch er sehr am Surfen interessiert ist. Zu dritt haben wir uns bestimmt eine Stunde auf spanisch übers Surfen, dominikanische Besonderheiten und naja alles mögliche unterhalten. 


Später bin ich mit Carmen, Mandy und Robin den Küstenbereich entdecken gegangen. Dort haben wir ein verlassenes übergroßes Hotel gefunden. Es sah unglaublich cool aus und wäre ein perfekter Ort für ein Horror- oder einen Aktion-Film. Ein Mann hat uns erzählt, dass der Besitzer so viele Hotels besaß, dass er das einfach geschlossen hat weil es ihm zu langweilig wurde. Nachdem wir dann noch ein wenig den Strand genossen haben, sind wir gegen halb 6 wieder zurück nach Santo Domingo gefahren. Unser neuer Freund Boliver hat uns netterweise in seinem Auto mitgenommen. Es war schon wieder so ein perfekter Moment: links neben uns das Meer mit der untergehenden Sonne und dazu gab es dann die perfekte Musik wie etwa: 

        U2 - Beautiful day
        Nirvana - Half the man I used to be
        Joaquin Sabina - Ahora que

Zusammen sind wir in einem vegetarischen Restaurant essen gegangen. Es war eine tolle Location: ein Hinterhof mit Lichterketten, Schaukelbank und Hängematte. Dort habe ich einen leckeren Burrito gegessen, natürlich mit Soja-Fleisch. Dann war die Zeit des Abschieds gekommen. Josis Bruder hat uns netter Weise nach Hause gefahren und uns gleich zu seinem Geburtstag am 29. eingeladen.


Samstag, 29. September 2012

Aniversario del AFS

Am Samstag ging es mal wieder nach Santo Domingo, da AFS Dominikanische Republik uns zu ihrem 50. Jubiläum eingeladen haben. Als wir nach 4 ½ Stunden endlich ankamen, sollte uns eigentlich juan, ein Freund von unserem Chef Ronni abholen, da dieser uns zum Mittagessen bei sich zuhause eingeladen hatte. Irgendwie hat das aber alles nicht funktioniert und so sollten wir doch noch mit dem Motoconcho zu einer Tankstelle fahren. Robin musste hinten auf dem Rücken unsere beiden Rucksäcke tragen, da wir sonst nicht  zu dritt aufs Motorrad gepasst hätten. Leider hat uns unser Fahrer an der falschen Tankstelle abgesetzt und so mussten wir noch mal tausend mal hin und her telefonieren, bis uns dieser Freunde (der sich als der Bruder rausstellte) gefunden und zum Haus von Ronni gebracht hatte. 
Bei Ronni habe ich dann zum ersten Mal nach 3 Wochen etwas anderes als Reis mit Habitchuela, Yuca und Avokado gegessen: Kartoffel-Hack-Käse-Auflauf mit Salat und Reis mit Fisch (es war so unglaublich lecker, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre). Mit Ronni verstehen wir uns übriges super und er hat sich sogar schon bei AFS bedankt, dass er so tolle Freiwillige bekommen hat dieses Jahr.
Danach sind wir dann erst mal zu unseren Wochenends-Gastfamilien. Ich habe dann beschlossen mal das Schönheitsprogramm der Dominkanerinnen mitzumachen und habe meine Schwester Virginia zum Frisör begleitet. Dort wurden mir für 4€ die Haare geglättet, was etwa 1 ½ Stunden gedauert hat! Zuerst wurden meine Haare gewaschen, dann habe ich so lustige Rollen ist Haar bekommen und wurde unter einen Trockner gesetzt, der mir fast die Kopfhaut weggebrannt hat. Nach 45 Minuten durfte ich dann aus dieser Höllenmaschine und mir wurden die Haare in Form geföhnt. Zuhause hat mir Virginia dann noch so einen Haarturban, den hier jeder trägt, gemacht damit die Haare in Form bleiben. Danach mussten wir uns etwas beeilen, da meine Schwester bei AFS arbeitet und deshalb schon früher da sein musste. 

Als wir beim Veranstalltungsort angekommen sind bin ich fast hinten übergefallen: eine riesige Anlage mit verschiedenen Swimming-Pools und Sportplätzen. Der Saal war riesig, super aufwendig geschmückt und mit einem kolossalen Kronleuchter ausgestattet. Es gab einen roten Teppich vor dem Eingang und eine gigantische dreistöckige Torte die beleuchtet wurde. Ich war in einer völlig neuen Welt und konnte es kaum glauben, dass ich mir am Tag zuvor noch die Hände in einem Bach waschen musste. 

Mit der Zeit trudelten dann andere AFS-Mitglieder, Austauschschüler und natürlich auch die anderen Freiwilligen ein. Es war so prima nach einem Monat alle wieder zu sehen und die verschiedenen Geschichten zu hören. Die Freiwillige und die Austauschschüler aus Santiago mussten in länderspezifischen Trachten kommen, die extra für sie angefertigt wurden. Ich fand es sah super aus, aber die Kostümierten sahen das anders und zogen sich schnellst möglich wieder um.


Gegen 9 ging es dann los mit dem Programm. Reden wurden gehalten und Leute ausgezeichnet. Plötzlich sollten wir Freiwilligen und Austauschschüler nach Ländern aufgeteilt nach vorne gehen um vorgestellt zu werden. Das war in riesiges Chaos, da keiner wusste wer wann dran war, wo wir genau hin sollten und wann wir wieder weg gehen sollten. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde dann das Buffet eröffnet wo ich dann mein erstes richtiges Brötchen nach einem Monat essen konnte. Nachdem ich mich dann noch mit ein paar Freiwilligen unterhalten habe, ist mir dann aufgefallen, dass drinnen schon richtig die Party gestartet hat. Es war eine dieser tollen lateinamerikanischen Partys mit kostümierten Personen, Hüte und Ketten die verteilt wurden und alle waren auf den Beinen und haben getanzt. Es war klasse!




Gegen halb eins war dann plötzlich alles vorbei und alle sind nach Hause gegangen. Alle? Nein die Freiwilligen doch nicht! Wir sind in Taxis zuerst zum Park und dann in eine Disco gefahren. Ja eine wirkliche Disko wo getanzt wird und es gute Musik gibt! Meine erste mal wieder nach einem Monat. Als die Disko dann so gegen 3 Uhr morgens geschlossen wurde hatten wir immer noch nicht genug vom Tanzen und sind in eine andere Disko gegangen. Dort gab es auch ein Casino, dass an den Club angrenzte und ein Freiwilliger hat etwa 70€ gewonnen! 

Irgendwann haben Robin und ich uns dann auch ein Taxi gesucht um nach Hause zu fahren. Da wir aber noch nicht müde waren, haben wir mit unserem Taxifahrer noch einen Abstecher ans Meer gemacht. Kurz bevor wir bei uns zu Hause angekommen sind, hat der Taxifahrer plötzlich angehalten, eine Gitarre aus dem Kofferraum geholt und absolut unglaublich gut angefangen auf ihr zu spielen. Robin hat dann dazu auf dem Armaturenbrett im Takt geschlagen und ich hab eine Melodie gesungen. Bestimmt 10 Minuten haben wir einfach so vor uns hin gejamt, es war phänomenal! Gegen halb 7 war ich dann zuhause und bin glücklich und total erschöpft in mein Bett gefallen.

Ein Monat Dominikanische Republik


Wenn ich an die Zeit denke die ich hier verbracht habe, so fühlt es sich eigentlich an als wenn ich schon fast ein halbes Jahr hier wäre, da ich mich schon so gut eingelebt habe und schon einen richtigen Alltag besitze. Ich weiß wie ich von A nach B komme und kenne schon so viele Leute. Ich habe mich gut an das tropische Klima gewöhnt, das Essen flutscht wieder genüsslich meinen Magen herunter und auch die Dusche kommt mir nicht mehr klirrend kalt sondern nur noch fröstelnd frisch vor.

Andererseits kommt es mir wie gestern vor, dass ich meine Familie ein letztes Mal in die Arme schließen konnte und mit meinem Fahrrad vom Bahnhof zu mir nach Hause gefahren bin. Es kommt mir jedoch wie eine Ewigkeit vor, dass ich das letzte Mal Milka-Schokolade gegessen habe oder ein einfaches leckeres Brötchen vom Bäcker. Ich möchte auch nicht immer alles nur toll darstellen. Natürlich hatte ich schon meinen Tiefpunkt an dem ich einfach nur meine Mutter in die Arme schließen, meinen Vater zur Hintertür reinkommen hören, mit meiner Schwester lachend in der Küche stehen, meinem Hund die Ohren kraulen oder mit meinen Freunden über die letzte A1-Nacht lachen wollte. Jedoch verfliegen diese melancholischen Gedanken zum Glück wenn ich zur Tür hinaus schreite und um mich herum die Bananenplantagen im Sonnenlicht sehe.

Leider wird mir auch immer wieder bewusst wie schlecht mein Spanisch doch ist, denn auch wenn ich mich gut verständigen kann und alle Leute die mit mir reden möchten verstehe, so verstehe ich doch nur 50% der Konversationen die Dominikaner hier halten.

Es gibt also noch so einiges neben der Schule, den Englischkursen, der Hausaufgabenhilfe und dem Volleyballkurs für mich zu tun in den nächsten 11 Monaten und ich freu mich jetzt schon wie ein Babykangaroo das zum ersten Mal seine Beine ausstrecken kann.



Mittwoch, 26. September 2012

Feldarbeit und Sprachkurse

Dieses Wochenende habe ich weder in Las Matas noch in Santo Domingo verbracht, sondern in San Juan, der nächst größeren Stadt etwa eine Stunde von Las Matas. Miosoty hatte mich eingeladen bei ihrer Tante zu übernachten und Abends etwas feiern zu gehen. Gesagt getan, vorher musste jedoch noch die Feldarbeit in La Pajonal erledigt werden. Als ich gegen 10 ankam war Robin schon ordentlich am Boden umgraben. In der prallen Sonne durften wir dann harten Boden mit einer Harke umpflügen und zurecht harken. „Durften“? Nein, das meine ich nicht ironisch! Endlich mal wieder eine Knochenarbeit, bei der man danach Ergebnisse erkennen kann und sie danach auch im ganzen Körper spürt. Vor dem Mittagessen hat uns dann Ronni noch einmal von unserem ganzen Projekt erzählt. Was ich dort erfahren habe, erzähle ich euch später noch mal, da es ziemlich viel ist!


Am Nachmittag haben Robin, Miosoty und ich uns dann auf den Weg nach San Juan gemacht, wo wir noch ein Eis gegessen und ein paar kühle Bier gezischt haben. Robin musste dann nach Hause und ich hab mich auf den Weg zur Tante von Miosoty gemacht (eine sehr nette Frau, die mir komischer Weise erzählen wollte, dass es in evangelischen Kirchen keine Jesus-Statuen gebe). 

Am coolsten fand ich aber die Straße in der sie gewohnt hat. Den ganzen Tag waren Menschen aus der Nachbarschaft auf der Straße und haben dort Spiele gespielt wie Domino oder Karten, beim Colmado (Mini-Supermarkt) an der Ecke ein Schwätzchen gehalten und sich gegenseitig besucht.
Am Nachmittag durfte ich dann noch ihre Cousine kennen lernen und den Abend haben wir dann mit ein paar Bierchen und Freunden von Miosoty ausklingen lassen.

Der nächste Tag war etwas chaotisch: Pläne wurden gemacht, verändert und schließlich über den Haufen geworfen um neue Pläne zu machen. Fast hätte mir das den Tag versaut, doch nach zwei leckeren Mangos war ich wieder die Ruhe selbst.
Am Abend wurden Robin und ich dann noch den anderen AFS-Mitgliedern vorgestellt. Dort trafen wir nicht nur Niki (die Ungarin) wieder, sondern lernten auch endlich Chiara kennen. Chiara (Kiara gesprochen) ist 15 Jahre alt und kommt aus Italien, weshalb sie auch schon alles gut versteht. Leider verbietet die Gastmutter von Chiara ihr abends raus zu gehen, da sie Angst um sie hätte. Also hat sich die gutmütige Vivi mal wieder für Chiara stark gemacht und der Gastmutter erklärt, dass Chiara wenn sie nicht raus gehen darf viel mehr Zeit hat an zuhause zu denken und dies ihr die Eingewöhnungsphase erschweren würde. (keine Sorge ich habe dies natürlich mit Engelszungen erklärt und keiner hat sich angegriffen gefühlt). 

Am Dienstag den 25.9. haben Robin und ich dann unseren ersten Englischkurs gehabt und der war gar nicht mal so schlecht. Nachdem wir unser „Klassenzimmer“ draußen unter dem Pavillon aufgebaut hatten und unseren Unterricht vorbereitet hatten, sollte es um 3 mit dem Fortgeschrittenenkurs los gehen. Um 10 nach 3 hatten wir unsere ersten Gäste: Mich (ein Freund von uns) und seine zwei Schwestern wo von eine aber noch kein Wort englisch konnte und eigentlich nur auf den Anfängerkurs eine Stunde später wartete. Zwei Schüler? Egal wir fangen an! Um 3.30pm kamen dann sogar noch zwei andere Dominikaner die am Fortgeschrittenenkurs teilnehmen wollten, obwohl sie eigentlich kaum Englisch konnten. Zuerst sollten uns alle erstmal von sich auf Englisch erzählen und dann aufschreiben was sie denn lernen möchten. 

Um 4 Uhr sollte dann der Anfängerkurs los gehen, der jedoch auch mit 15 Minuten Verspätung begann. Die Fortgeschrittenen blieben einfach und hinzu kamen noch vier andere Mädchen im Alter von etwa 11 bis 14 Jahren. 
Mit denen konnten wir dann richtig starten: 
Zuerst sollten sie sich auf spanisch vorstellen, dann sollten sie uns englische Wörter nennen die sie schon kannten (zum Beispiel Hello, Good bye, etc.). Dann haben wir ihnen Anglizismen im Spanischen gezeigt, wie zum Beispiel situacion - situation. Danach haben wir ihnen die ersten englischen Sätze beigebracht: What‘s your name? - My name is.., How old are you? - I am ... years old. Am Ende durften sie dann noch Namensschilder basteln.
Es hat echt Spaß gemacht mit Kindern zusammen zu arbeiten, die etwas lernen wollen! Es war aber irgendwie auch viel Arbeit und jetzt müssen wir für jeden Dienstag und Donnerstag zwei Englischstunden vorbereiten, das wird so einiges an Arbeit kosten!


Nachdem ich dann um 5 Uhr endlich Feierabend hatte bin ich noch zum Haus von Niki gegangen um ihr und Chiara spanische Grammatik beizubringen. Niki kann sich nämlich selbst nach einem Monat kaum verständigen. Bei der Vorstellungsrunde vom AFS stellte sie sich zum Beispiel so vor: „Yo Niki. Yo no saber español.“. Naja aber das bekommen wir schon noch hin. ;)

In der Schule arbeite ich jetzt intensiv mit Shakira, einem 6 jährigen Mädchen, die die „Vorschule“ nicht besucht hat und deshalb nicht einmal richtig Punkte verbinden kann. Ich finde ich mache gute Fortschritte mit ihr und fühle mich, als wenn ich bei ihr wirklich etwas bewirken kann.

Freitag, 21. September 2012

Von Hitler und Vorurteilen

  • Warst du schon mal in Russland?
- Nein warum?
  • Ich habe gehört, dass Russen schlecht sein sollen. Ich glaube das alles zwar nicht, aber man erzählt es sich hier so.
- Das sind sie auf keinen Fall. Warum erzählt man sich das?
  • Kennst du Adolf Hitler?
- Ja aber was hat das mit Russland zu tun?
  • Weißt du was für schlimme Sachen Adolf Hitler gemacht hat?
- Ja klar, aber der war doch kein Russe!
  • Das war kein Russe?
- Nein er war Österreicher und naja eigentlich hat er die ganzen schlimmen Dinge von Deutschland aus gemacht. Er war ein deutscher Diktator und hat sogar gegen die Russen gekämpft.
  • Ach wirklich?
- Ja die Russen haben uns sozusagen von ihm befreit. {...}
  • Wow, dass wusste ich nicht.
- Also müssten sie hier eigentlich erzählen, dass die Deutschen schlecht seien, wenn sie es auf Adolf Hitler beziehen.
  • Das stimmt.
- Aber bin ich denn schlecht?
  • Nein auf keinen Fall und ich denke auch nicht so, es sind die anderen die so etwas erzählen.
- Na dann kannst du ihnen jetzt ja etwas anderes erzählen und all diese Vorurteile aus dem Weg räumen.
  • Das werde ich.

Donnerstag, 20. September 2012

Vom ganz "normalen" Leben

Alles ist gleich und doch alles anders! 

Da die Nachmittagskurse erst nächste Woche starten fühlt sich mein Alltag schon sehr vertraut an. Und doch passieren immer wieder neue und unerwartete Dinge. Ich habe zum Beispiel zum ersten Mal Bananen frittiert, bin auf einem Traktor die Schnellstraße entlanggetuckert und habe alleine mit Robin eine Klasse unterrichtet. 

In der Schule geht es gut voran. Was jetzt immer mehr auffällt ist, wie unterschiedlich die Kinder in ihren Lernprozessen sind. Ein Junge zum Beispiel hat sehr viel Potenzial. Er kann bereits Multiplizieren und Sätze von der Tafel in sein Heft richtig übernehmen. Andere können nicht einmal die Eins schreiben geschweige denn das "e" vom "u" unterscheiden.
Diese Woche war die Lehrerin der 1. Klasse übrigens nicht da, da ihr Bruder an einem Autounfall gestorben ist. Ich habe hier schon öfters Geschichten über unnatürliche Todesfälle gehört. Meine Tante zum Beispiel soll vergiftet worden sein und ein ehemaliger Lehrer in Santo Domingo erschossen. Diese ungeklärten Todesursachen scheinen hier so selbstverständlich zu sein wie bei uns Baustellen auf der A1 oder der Misserfolg der neuen Popstarsgewinner.


In dieser Woche haben Robin und ich außerdem noch Michael begleitet der mit uns von Haus zu Haus gegangen ist um alle Kinder im Alter von 4 bis 13 zu protokollieren. Dabei haben wir noch einmal die Armut die hier herrscht genauer zu Gesicht bekommen. Zeitweise hatten die Familien wirklich nur Häuser aus rostigen, mit Löchern übersäten Wellblechen. Sie waschen sich in dem Fluss der genau ans „Grundstück“ anschließt und die Kinder spielen neben dem Stacheldrahtzaun. Hausaufgaben werden auf dem Lehmboden sitzend auf dem Schoß gemacht, aber auch nur wenn die Familie einen Bleistift besitzt. Gegessen wird das eben noch so glücklich glucksende Huhn mit dem Reis der auf der anderen Seite der Schnellstraße wächst. Nicht alle Lebewesen sehen gesund aus, so begegnet man schon mal einem Mann der von Kopf bis Fuß mit dunklen Beulen übersät ist, einem Kind mit ungesund aussehendem, herausstehendem Bauchnabel oder Wunden die schon öfters aufgerissen und entzündet sein müssen. Wenn man schwanger ist kommt das Kind halt wenn es kommt und ob es Junge oder Mädchen wird weiß nur der liebe Gott. Auch das Geburtsdatum oder etwa der Name des Vaters sind Dinge, die ja nur überflüssiger Ballast für das Gedächtnis wären. 


Ob die Menschen das alles stört? Nun ja Glück lässt sich nun mal nicht definieren. Einige brauchen dazu das neue Wii-Spiel oder das teure Kleid von Zara und andere brauchen  nur sich selbst und freuen sich riesig über einen Brummkreisel oder über ein Lied das sie noch nicht kannten.  Die Kinder hier sehen zumindest glücklicher aus als die in Europa. Sie erfreuen sich an Kleinigkeiten und toben ungestüm herum. Auch die Erwachsenen scheinen glücklich zu sein. Egal wie wenig sie besitzen sie geben immer noch etwas ab und sind gastfreundlich wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Sie sind alle sehr gelassen, denn so etwas wie Stress scheint hier nicht zu existieren. 

Manchmal erscheint mir Europa deshalb wie ein Wasserfall. Die Menschen ziehen genau wie das Wasser einfach an allem vorbei, nehmen ihre Umgebung kaum mehr wahr und können manchmal gar nicht mehr anhalten wenn es ihnen zu schnell wird. Sie spalten sich von einander ab um ihr Ziel zu erreichen. 
In der Dominikanischen Republik fühle ich mich eher wie ein Teil eines ruhigen Baches. Er rauscht nur so vor sich hin und mal bleibt er für einen Augenblick stehen, weil ihn ein paar Gräser aufhalten oder ein Stein im Weg liegt. Nur zusammen ist das Wasser stark und kann weiter ziehen um Neues zu erreichen und Altes hinter sich zu lassen. 


Sonntag, 16. September 2012

Die zweite Woche

Am 10.9. Ging es für mich dann wieder nach Las Matas. Für Robin war es das erste Mal, dass er sein neues Zuhause kennen lernen sollte und er war natürlich super aufgeregt.
Die Woche über sind wir dann am Vormittag in unsere Schule und am Nachmittag konnte ich ihm dann die Umgebung zeigen: San Juan, Las Matas und den Club.

Am 11. war das Schulministerium bei uns an der Schule und hat beim Unterricht zugesehen. Ich fand das super, denn sie hielten die Lehrerin davon ab den Kindern der 1. Klasse bereits die Zahlen von 1-40 beizubringen, obwohl sie nicht einmal die Zahlen von 1-10 beherrschten. 
Am Tag darauf war die Schule schon nach der Pause zu ende, da die Lehrer eine Konferenz hatten an der ich mich natürlich beteiligt habe. Ich habe den Lehrern dort vorgeschlagen, dass ich mich vor allem mit den Problem-Kindern beschäftigen könnte, von denen es an unserer Schule leider so einige gibt. Einige der 7. und 8. Klasse zum Beispiel können noch immer nicht lesen und in der 1. Klasse habe ich auch ein sehr schwieriges Mädchen: sie kann sich kaum konzentrieren und passt deshalb auch nicht im Unterricht auf. Sie ist 6 Jahre alt und kann nicht einmal einfache Punkte verbinden. Sie spricht nur wenn man sie direkt anspricht und dann so leise, dass man sie nicht versteht. Ich kann ihr tausend Mal das „e“ zeigen und sagen, dass es das „eh“ ist, wenn ich sie nach 1 Minute noch einmal frage wird sie „ah“ sagen. In der nächsten Woche werden wir auch eine Hausaufgabenhilfe anfangen.

Am 12.9. war der Geburtstag von Miosoti. Wir haben ihr einen kleinen Kuchen gekauft und eine Karte dazu geschrieben. Mit einigen ihrer Freunde haben wir uns dann bei ihr zuhause getroffen, Spaghetti gegessen und gequatscht.


Am nächsten Tag bin ich dann mal früh nach Hause um meine Wäsche zu waschen, dass ist hier nämlich ein ziemlicher Aufwand: Zuerst muss man die Waschmaschine nach draußen schleppen, dann wird sie mit Wasser gefüllt und dann geht es von den saubersten zu den schmutzigsten Teilen in kleinen Etappen voran. Nachdem die Wäsche also ein paar Runden im kalten, waschpulverhaltigen Wasser gedreht hat, wringt man sie aus und spült sie im ersten Eimer mit frischem Wasser aus. Danach geht es in den zweiten Eimer und dann wird sie über den Stacheldrahtzaun der den Hof abgrenzt aufgehängt. 
Als ich gerade meine ganze Wäsche zum Trocknen aufgehängt hatte verschwand die Sonne natürlich sofort hinter einer dunklen Wolkendecke und kam auch nicht mehr zum Vorschein. Später musste ich sie also noch im Zimmer aufhängen und mit dem Ventilator belüften. (Ich hätte auf meine Gastmutter hören und es am nächsten Morgen machen sollen, so wie halt alle hier..)


Belustigend ist es mit anzusehen, wie Freunde meiner Schwestern immer wieder bei uns vorbei schauen um unser Internet mitzubenutzen. Alle tümmeln sich dann um einen Laptop, essen Popcorn, trinken Erdbeersaft und streiten sich darum wer denn jetzt als nächstes zu Facebook darf. 

Hier in Las Matas sind Robin und ich übrigens nicht die einzigen Besucher aus Europa. Es gibt noch ein Mädchen aus Ungarn und eine aus Italien, die jedoch beide Austauschschüler von AFS sind und keine Freiwilligen so wie wir. Die 18-jährige Nicki aus Ungarn kann weder Spanisch noch Englisch und scheint sich aber langsam dem Abenteuerland anzupassen. Chiara ist glaube ich 16 Jahre alt, aus Italien und da sie leider etwas außerhalb lebt, konnte ich noch nicht persönlich mit ihr sprechen. Vorteilhaft ist für sie jedoch, dass ihre Muttersprache dem Spanischen sehr ähnelt und so kommt sie schon gut hier zurecht.

Am Samstag bin ich dann zum ersten Mal mit meiner Schwester Vivita abends weg gegangen. Zuerst sind wir zu einem 15. Geburtstag gegangen, der hier super groß gefeiert wird und dem 16. Geburtstag in den USA, einer Hochzeit in Deutschland und einem Ball des 19. Jahrhunderts gleicht. 
Alles begann mit einem Umzug durch die Stadt. Ein Auto spielte spanische Musik und ausgewählte Freunde gingen paarweise in ihrer besten Abendgarderobe hinterher. Ganz hinten ist dann das Geburtstagskind in einem prächtigen weißen Kleid mit Schleppe und Krönchen auf dem Kopf gegangen. Als sie bei dem Festsaal ankamen, wurden alle noch einmal namentlich aufgerufen und die „Prinzessin des Abends“ schritt feierlich durch die Menschenmenge um auf ihrem Thron Platz zu nehmen. Der Höhepunkt des Abends war als der Vater der Tochter die alten Schuhe auszog und sie gegen neue eintauschte, als Symbol für den neuen Lebensabschnitt den sie jetzt beginnen würde. Danach gab es einen Vater-Tochter-Tanz und dann einen Tanz bei dem Vater und Tochter mit jeweiliger Begleitung tanzten. Anschließend haben die Freunde wie Untertane für die Prinzessin verschiedene einstudierte Tänze vorgeführt. Von Walzer mit Partnerwechsel bis hin zu schnellem Merengue. Als alles zu Ende war, sind wir dann raus auf die Straße, welche einer einzigen Party glich. Aus den verschiedensten Ecken drang Musik und es schien als ob ganz Las Matas auf den Beinen war. Überall wurde getanzt, gelacht und sich lautstark unterhalten. Es war unglaublich. Gegen 12 ist dann leider der Strom ausgefallen und alle sind schnurstracks nach Hause. 

Erst später ist mir aufgefallen, dass dieser Stromausfall auch etwas gutes hatte: über uns funkelten nämlich abertausende Sterne. Man konnte die Milchstraße sehen, Sternschnuppen und alle möglichen Sternbilder. Als ich dann auch noch das Sternbild der Kassiopeia entdeckte, durchfuhr mich eine Welle des Glücks. Jeder der mich fragte warum ich denn so lächeln würde musste sich mit nur einem Satz zufrieden geben:

Weil das Leben einfach schön ist.




Sonntag, 9. September 2012

Boca Chica


Da Robins Gastbruder am Abend zuvor mal wieder nicht an sein Handy gegangen ist und er keinen Schlüssel hatte, war er gezwungen auf unserer Couch zu schlafen. (Ich habe nämlich bei den Nachbarn geschlafen, die auch von AFS sind). Als er dort am nächsten Morgen jedoch nicht mehr lag ging ich davon aus, dass er zurück in seine Wohnung gegangen sei. Das war aber leider nicht der Fall, denn er ist eigentlich nur in das Zimmer meines Gastbruder gewechselt. Als ich ihn anrief und sagte: ich komm gleich mal rüber, dachte er ich würde rüber ins Zimmer kommen. Ich hingegen lief mal wieder die altbekannte Straße hoch zu seinem Haus, nur um dann festzustellen, dass er dort nicht war. 


Nachdem wir dann zu einer nahgelegenen Mall gegangen sind und ich mich noch etwas auf dem Dach gesonnt habe, haben Robin und ich den Entschluss gefasst noch einmal zu einem richtigen Strand zu gehen. Wie? In Guagua natürlich! 
Wir beiden super Gringos haben uns also irgendwie durch Santo Domingo gekämpft, immer auf der Suche nach der nächst richtigen Guagua. Nach etwa 2 ½ Stunden, also gegen halb 5 Uhr abends haben wir es dann auch endlich geschafft! Boca Chica, ein super überfüllter Strand neben Santo Domingo. Nachdem wir dann erstmal ein wenig die Lage gecheckt haben, sind wir dann ein kleines Stückchen weiter und haben uns einfach an einen Hotelstrand gelegt, wo es dann schon wieder angenehm leer war. Endlich konnte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben richtig schon in die Karibik stürzen. Das Wasser hatte Badewannen-Temperatur und war auch schön sauber. Anschließend haben wir und dann noch Kokosnuss zum Trinken und Essen gegönnt und einfach nur das Leben genossen. 





Die Rückfahrt war leider nicht ganz so einfach wie die Hinfahrt. Um ein paar Talar zu sparen sind wir in so eine komische Schrott-Guagua gestiegen, die leider überall 3-mal zu viel angehalten hat um immer noch neue Leute aufzugabeln. Am Ende wurden wir dann mitten in der Innenstadt von Santo Domingo rausgelassen. Es war natürlich schon total dunkel und wir hatten keinen Plan wohin wir denn jetzt gehen sollten um die richtige Guagua nach Hause zu nehmen. Freundlicherweise half uns eine nette Dominikanerin. Sie begleitete uns bis zu unserer Anschlussstelle und als wenn die Guagua nur für uns fahren würde, wurden wir genau vor unserer Haustür rausgelassen, ein Glück muss man haben!


Samstag, 8. September 2012

Wisin y Yandel


Heute hieß es zum ersten mal: Backpacker auf und auf ins erste dominikanische  Abenteuer stürzen! Ich hatte mich mit einigen anderen Freiwilligen in Santo Domingo verabredet um dort zum Wisin y Yandel Konzert zu gehen, zwei der besten Reaggeton-Artisten der Welt (würde ich behaupten). 


Mit der Guagua ging es für mich also um 8 Uhr morgens nach Santo Domingo. Als ich dort schon völlig fertig nach 4 Stunden endlich ankam, versuchte ich den Gastbruder von Robin zu erreichen. Dies erwies sich leider als etwas schwierig, da der nicht an sein Telefon ging. Da stand ich super Tourist nun also an irgendeiner riesigen Kreuzung mitten in Santo Domingo und wusste nicht weiter. Zum Glück hatte ich mir noch die Adresse von Robins Gastfamilie aufgeschrieben und so wusste ich schon mal in welche Himmelsrichtung ich mich aufmachen musste. Nett wie die Dominikaner nun mal sind, bot mir jeder Taxifahrer an mich mitzunehmen, ich wollte aber nicht gleich mein Geld zum Fenster rausschmeißen. Als mir so ein Mopetfahrer für nur 100 Pesos (2€) jedoch seine Dienste anbot, roch meine sparsame Nase ein Schnäppchen und ich nahm an. Zu zweit schlängelten wir uns also zwischen den Autos entlang und suchten diese Straße. Da er leider genauso wenig wie ich wusste wo sich die  Straße befindet, mussten wir ewig suchen. Am Ende ließ er mich dann genau vor dem Haus raus wo Robins Gastfamilie wohnen sollte. Als ich die Besitzerin jedoch nach Robin fragte, meinte sie, dass sie ganz alleine in dem Haus wohne und keinen Robin kenne - verdammt- 
Sie konnte mir aber sagen wo sich das besagte Haus befinde und so musste ich nur noch ein paar 10 Minuten bei gefühlten 38°C mit meinem riesigen Rucksack die Straßen entlang laufen um endlich das richtige Haus zu finden. Als ich deshalb schon fast vor Freude einen Purzelbaum schlagen wollte, musste ich leider feststellen, dass sich auf mein Klingeln keiner meldete. Ich wurde jedoch freundlicher Weise von einer Nachbarin reingelassen und so musste ich nicht mehr in der Sonne dahinschmelzen. Als ich es gerade in den 4. Stock geschafft hatte und vor seiner Haustür stand, rief mich sein Gastbruder plötzlich an und erzählte mir, dass niemand in der Wohnung sei und Robin gerade bei einer anderen Familie sei (Ja ich bin schon so ein Glückspilz).
Leider konnte sein Gastbruder nicht so gut navigieren, denn nach seiner Aussage sollte ich einfach nur die Straße runter und ein blaues Haus suchen.. Da war leider kein blaues Haus. Als ich ihn wieder anrief meinte er: „ach du bist in der Nähe der Kirche? Ja dann sehen wir uns gleich!“ .. Da war nur keine Kirche in der Nähe, ich habe gefragt und die Kirche sollte wieder die Straße hoch sein und etwa 15 Minuten von dem Punkt wo ich gerade stand. Ich also wieder die Straße rauf, als sich der Bruder wieder meldete. Diesmal konnte ich ihn überreden mir einfach die Hausnummer durchzugeben, in der sich diese besagte Familie befand. Ich musste feststellen, dass sich das Haus dann doch die Straße runter befand, genau dort, wo ich vor einigen Minuten bereits gewesen bin. Das Haus war auch nicht blau, sondern gelb und natürlich lebte auch diese Familie im 4. Stock.. und natürlich gab es auch hier wieder keinen Fahrstuhl. 

Ich war so fertig und das einzige was ich wollte war eine kalte Dusche! Diese Dusche gab es auch, nur war es eher ein Eimer aus dem man das Wasser mit einem kleinen Becher schöpfen musste. Naja sonst war die Wohnung aber echt luxuriös im Gegensatz zu dem Standart den ich in der letzten Woche erfahren habe. Es gab einen installierten Deckenventilator, eine Gitarre, Computer und sogar eine Haushaltshilfe die für uns gekocht hat. Nachdem wir dann also total genial gegessen haben, bin ich noch schnell aufs Dach des Hauses gegangen um einen total tollen Blick über die Stadt zu bekommen. Man konnte sogar schon das Meer sehen. 

Robin und ich haben uns dann am späten Nachmittag zur Steinküste  aufgemacht, die nur wenige Minuten entfernt lag. Wenig später sind wir noch zu einem mini Strand in der Nähe gefahren, wo ich dann zum ersten mal meine Füße ins karibische Meer stecken konnte. Leider waren gerade irgendwelche Müllsammler dabei den Strand vom größten Dreck zu entfernen und wir wurden darauf hingewiesen, dass es eigentlich verboten sei jetzt an diesen Strand zu gehen. Daraufhin sind wir schonmal zum Stadion Olimpico gegangen, wo in einigen Stunden das Konzert losgehen sollte, um uns noch Karten zu besorgen. Das war so einfach wie nie, denn es standen so viele Leute vor dem Stadion die einfach nur massig viele Karten in den Händen hielten um sie an die Leute zu bringen und das zu ganz normalen Preisen (schlappige 12€!)
Um uns mit einigen anderen Freiwilligen zu treffen machten wir uns dann auf zu einer Mall in der Nähe. So ganz in der Nähe war es dann doch nicht und da es eh noch super heiß war mussten wir unseren Plan zu Fuß zu dieser Mall zu kommen nach etwa 15 Minuten leider aufgeben und uns ein Taxi nehmen. 
Die Freude war groß als wir dann Martha und Alex, zwei Freiwillige die in Santo Domingo wohnen, nach einer Woche wieder sahen und wir hatten uns natürlich viel zu erzählen. Gegen 9 sind wir dann zum Stadion, wo wir auch auf Josi gestoßen sind, eine weitere Freiwillige. Obwohl wir Karten für verschiedene Eingänge hatten, haben wir es irgendwie geschafft uns in dem Getümmel von 45.000 Leuten wieder zu finden. 

Auf der Bühne war schon Prince Roy, der lateinamerikanische Justin Bieber wie wir fanden, voll im Gange. Alle Mädchen sind total ausgerastet, ein Mädchen wurde sogar auf die Bühne geholt und brach völlig zusammen, als dieser Prince für sie sang. Andere nahmen die Gelegenheit für einen Hochzeitsantrag. 
Nach einer kurzen Pause ging es dann erst richtig los. Wisin y Yandel lieferten eine wahnsinnige Show und alle Leute fingen an zu den Reaggeton-Klängen zu tanzen. Hinzu kam, dass die Security-Leute mit Löschschläuchen der Feuerwehr anrückten, um dem Publikum eine Erfrischung zu gönnen. Es war atemberaubend. Ich habe mich sogar bis nach ganz vorne kämpfen können, wo man die beiden Sänger genau beobachten konnte. 

Am Ende hatte ich noch einen witzigen Einfall: Ich erzählte einem Sicherheitsmann, dass ich von der deutschen Zeitung sei und hielt dabei meinen Personalausweis hoch. Als ich um ein Interview mit Wisin y Yandel bat, konnte er natürlich nichts versprechen, aber er ließ mich in den VIP-Bereich hinter die Bühne. Von dort aus konnte ich ganz genau beobachten, was auf der Bühne so alles abging. Am Ende waren die beiden aber leider so schnell weg, dass es für mich nur eine Art Handschlag gab.. aber immerhin. Danach bin ich wieder zu den anderen. Nachdem wir uns dann verabschiedet hatten, sind Robin und ich noch einen Burger auf der Straße essen gegangen (die schmecken so unglaublich gut) und dann sind wir auch gegen halb 4 nach Hause.




Freitag, 7. September 2012

Matheunterricht


Heute bin ich zum Vormittags- wie zum Nachmittagsunterricht gegangen. Zuerst habe ich einer 3. Klasse (glaube ich) bei dem Multiplizieren geholfen: 1x1, 1x2, 1x3 und so weiter. Das hat sich als ziemliche Herausforderung dargestellt, denn einige konnten einfach nicht das verarbeiten was sie hörten. Ich habe mich besonders einem Jungen gewidmet, da der anscheinend nicht in der Lage war von der Tafel abzuschreiben. Ich konnte aber noch so oft „Ein mal Zwei“ sagen, er schrieb immer nur das hin was er als letztes gehört hatte. Vielleicht wollte er auch einfach schon das Ergebnis hinschreiben, man weiß es nicht. Viele Kinder hatten auch ein Problem damit das Kreuz des Malzeichens richtig zu setzten. Im Gegensatz zu uns schreiben die nämlich keinen Punkt zur Vereinfachung. Viele Kinder haben deshalb das ihnen bekannte Pluszeichen geschrieben. Da würde ich als Kind ja auch später einfach plus anstatt mal rechnen.
Hinzukommend schien die Lehrerin wenig Interesse an den Problemen der Kinder zu haben. Sie malte irgendwelche Plakate, die den Kindern die Wochentage näher bringen sollten, bastelte Blumen um die Klasse zu verschönern oder fragte mich ob sie dieses oder jenes lieber nach hinten oder nach vorne hängen sollte. Wenn sie sah, dass jemand nicht arbeitete rief sie nur:“Trabaja!“ (Arbeite!) und damit war das dann geklärt. Am Ende wurde ich von jedem Kind im Raum gerufen mal zu kommen oder sie kamen direkt zu mir, weil sie es nicht verstanden und gleichzeitig wurde ich von der Lehrerin gerufen um den Stundenplan noch einmal hübsch aufzuschreiben. Ein ziemliches Chaos!

Beim Nachmittagsunterricht war ich dann in der 6. Klasse  wo sie gerade Multiplikation und Addition mit Tausenderzahlen hatten. Dort habe ich dann schön fleißig die Aufgaben korrigiert und unten drunter „Muy Bien :)“ geschrieben, wenn sie dann endlich alles richtig hatten. Die Kinder hat das total gefreut und haben sich total angestrengt um auch endlich ihr „Muy Bien“ zu bekommen. 
Mir wurde dann nahe gelegt, dass die Schule eigentlich Französischunterricht eingeplant hat, es aber keine Französischlehrerin gibt. Ich habe mir also schonmal frühzeitig den Kopf zerbrochen, wie ich meine alten Französischbrocken an 10 jährige Kinder weiter vermitteln kann.

Nach der Pause war ich dann in der 5. Klasse. Es gibt dort leider immer noch 4 Kinder, die nicht richtig lesen können. Dennoch war das Tafelbild der Lehrerin unmöglich. Selbst ich konnte einige Buchstaben nicht entziffern und gerade für Kinder die es schwer mit dem Lesen haben ist es doch eigentlich wichtig ordentlich zu schreiben um sie zu unterstützen. Als ich sie ganz vorsichtig darauf ansprach meinte sie nur, dass die Kinder das schon lesen können und ließ die Kinder im Chor alles vorlesen. Ich hab dabei einfach nur still die Kinder angeguckt die nicht lesen können, wie sie kaum den Mund geöffnet haben oder nur nachgeplappert haben und habe mir meinen Teil gedacht. Die Schule wurde wieder frühzeitig geschlossen, da der Himmel mal wieder mit dunklen Wolken bedeckt war (es hat aber dann den ganzen Nachmittag und Abend nicht geregnet).

Abends habe ich dann meine Sachen gepackt, denn am nächsten Morgen soll es nach SANTO DOMINGO gehen. 

Donnerstag, 6. September 2012

Das Problem mit Haiti




... aus einer anderen Perspektive


Morgens bin ich zuhause geblieben um mit meiner Uroma aus Deutschland zu telefonieren, die an diesem Tag 90 Jahre alt geworden ist. Zuerst hatte ich meine Mutter am Telefon. Ich hab dann schnell nach meiner Uroma gefragt, da ich von meinem Handy angerufen habe und weder wusste wie viel Geld das Telefonat kosten würde, noch wie viel Geld ich drauf hatte. Es war so komisch und gleichzeitig schön die vertrauten Stimmen wieder zu hören. Die Stimmen, die in meiner deutschen Umgebung so selbstverständlich waren. Die Stimmen, die ich vor etwa einer Woche das letzte Mal gehört hatte und jetzt aber eine ganz andere Bedeutung haben. 
Ich bin dann wieder zum Nachmittagsunterricht in die Schule gegangen, wo ich jedoch nicht viel helfen konnte heute. Ich habe einfach schonmal Pläne gemacht, was man bräuchte einen Musik- oder Kunstunterricht aufzubauen oder wie man den Englischunterricht am besten angehen sollte.
Die Schule war dann schon früher aus, da der Himmel schrecklich düster war und es wohl bald anfangen würde zu regnen. Ich wurde dann von einem Lehrer wieder auf dem Motorrad zum Haus von Miosoty gebracht, wo mich ihre Mutter herzlich und mit leckerem Essen in Empfang nahm. Der Regenschauer dauerte zwar nicht lange aber er gab mir die Möglichkeit mich mal richtig mit der Mutter zu unterhalten. Wir unterhielten uns über Familie, Trennungen, Krankheiten, Armut und über Haiti. Als ich ihr erzählte, dass man Haiti doch helfen müsse, da ich denke, dass die Gewalt dort durch nichtvorhandenes Geld entstehe, war sie ganz anderer Meinung. Sie erzählte mir, wie der Staat der Dominikanischen Republik Haiti viel Geld gab und deshalb seinen eigenen Staat vernachlässigte. Wie der Präsident der Dominikanischen Republik nach Haiti ging und sie ihn dort ermorden wollten. Wie die Haitianer sich nicht an die Dominikanische Republik anpassen wenn sie einwandern und wie sie denkt, dass Haiti nicht mehr zu helfen sei, da die Menschen von Grund auf schlecht seien. 
Ich merkte, dass man mit ihr besser nicht darüber diskutierte und behielt meine Gedanken deshalb für mich. 
Zuhause angekommen hatte ich einige Probleme, die noch zu klären waren und wollte dann eigentlich schon gegen 22 Uhr schlafen gehen. Leider konnte ich das bei der Rauschkulisse nicht, da es stark regnete, die Grillen direkt vor meinem Fenster keine Ruhe geben wollten und meine Familie noch bis um 12 Uhr Fernsehen guckte, sodass ich mich in meinem Zimmer wie in einem Kino fühlte. Als endlich der Regen aufhörte und der Fernseher ausgeschalt wurde, fingen bestimmt 6 Hunde in der Nachbarschaft an zu bellen. Ich muss mir auf jeden Fall für das Jahr Ohrstöpsel anlegen!