Kaum ist es Oktober passiert schon wieder so viel.
Am Dienstag den 2.10. sind zum Beispiel Ärzte in die Schule gekommen um die Kinder und deren Eltern kostenlos durchzuchecken. Die Organisation hieß „Solid Rock“ und bestand aus etwa 15 amerikanischen und kanadischen Medizinstudenten, Krankenschwestern, Medizininteressierten und Hausärzten. Sie hatten allerhand Medikamente, Spielsachen und Süßigkeiten dabei, die sie dann an die schreienden Kinder verteilt haben. Das war schon eine super Sache, denn so konnte Melvin aus der 1. Klasse gleich untersucht werden, nachdem er sich im Klassenraum übergeben hat.
Am Mittwoch war ich übrigens bei einem Rotary Treffen. Ja richtig gehört, sogar hier am Gesäß der Welt gibt es Rotary! Als ich das rotarische Rad am Stadteingang gesehen habe, hätte ich fast Purzelbäume geschlagen. Das Treffen war typisch dominikanisch: alle kamen zu spät, am Anfang wurde die dominikanische Hymne gesungen und in der Pause wurde Rum getrunken. Trotzdem habe ich mich gleich wohl gefühlt. Irgendwie ist Rotary nämlich doch schon wie eine kleine Familie für mich geworden. Der Rotary-Club hier in Las Matas ist übrigens noch nicht über die nationale Grenze hinaus geschritten und so waren sie sehr interessiert an dem was ich zu erzählen hatte über Deutschland, meine Arbeit in der Dominikanischen Republik und über deutsche Rotary- und Rotex-Clubs. Ich werde wahrscheinlich bald eine Präsentation über Deutschland halten und vielleicht kann ich sie ja auch dazu bewegen irgendwann mal am internationalen Austausch teilzunehmen.
Am 4. Oktober war hier der Feiertag von Franz von Assisi oder auch San Francisco, der Ordensgründer der Fanziskaner. Deshalb hat die Schule am Nachmittag zum Beispiel nicht stattgefunden und in La Pajonal haben sie ein richtiges Fest gegeben ihm zu ehren. Dafür haben sich alle Einwohner besonders hübsch gemacht und alle haben ausgelassen getanzt, Domino gespielt und Rum getrunken. Akkordeon, Trommeln und eine Art Blechrassel lieferten dazu die passende Musik. Am Ende soll es auch noch eine Art Zeremonie gegeben haben, die ich leider nicht mehr sehen konnte, da ich nach Hause musste. Domino wird hier übrigens mit viel Elan an jeder Straßenecke gespielt, wobei ich dann immer an die Oststeinbeker denken muss, da Opa Harald mir das Dominospielen beigebracht hat und ich es früher viel mit Eleni, Dana und Dona gespielt habe.
Am Freitag haben es mir die Studenten aus San Juan übrigens schwer gemacht zur Schule gekommen: sie haben gestreikt! Für besseren Transport zwischen Las Matas und San Juan. Mitten auf der Bundesstraße. Auf der einzigen Straße zwischen Las Matas und San Juan, wenige Meter vor la Pajonal. Jedoch darf man sich keinen deutschen Streik mit Vereinbarung von Zeit und Ort mit der Polizei, Plakaten oder Parolen vorstellen. Als ich ankam habe ich nur eine menge Autos mitten auf der Straße parkend gesehen und im Hintergrund Rauch! Die Studenten haben wohl mit Hilfe der Guaguas die Straße blockiert und da die Polizei sich das natürlich nicht gefallen lassen kann, gingen sie mit Rauchbomben und Schlagstöcken bewaffnet gegen die Rebellen vor. Immer wieder sah man also Menschen die schreiend vor Rauchbomben wegrannten, die Ohnmächtig weggetragen wurden oder einfach Frauen deren Absätze abgebrochen sind. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch standen wir also am Straßenrand, hörten Geschrei in der Ferne und sahen zu wie der Polizist seine Waffe lud und im Rauch verschwand.
Nach etwa einer Stunde war dann alles vorbei und wir konnten weiter fahren.
Ich bin diese Woche auch zum ersten Mal ins Fitness-Studio gegangen, obwohl man die beiden Räume mit den klapprigen Geräten eigentlich nicht wirklich als ein Studio bezeichnen kann. Die Fitness-Geräte sind wohl so alt wie meine Eltern, was man daran sieht, dass einige Gewichte gebrochen, Polster eingerissen, Fahrräder nicht einstellbar oder ganz kaputt sind und Haltegriffe durch dicke Taue ersetzt wurden. Trotzdem erfüllt dieses „Studio“ seinen Zweck, denn nach 1 ½ Stunden Work-Out hatte ich schon einen ziemlichen Muskelkater, der auch am nächsten Tag beim Tische tragen noch zu spüren war. Ich finde Fitness-Center überhaupt so klasse, weil man sich aussuchen kann ob man heute ganz alleine oder mit anderen zusammen trainieren möchte. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden und sehr nette Bekanntschaften gemacht. Was man noch über diese Fitness-Center wissen muss ist, dass es hier weniger dicke Frauen oder dünne Männer gibt die um eine bessere Figur kämpfen, sonder viel mehr männliche Klötze die fast schon explodieren vor Muskelmasse. Und ich als kleines dickliches Blondie hab dann inmitten von diesen schweiß überströmten, stöhnenden Maschinen meine kleinen Sit-ups gemacht und versucht nicht zusammen zu brechen während ich die Gewichte meines Vorgängers von der Eisenstange nahm. Da wir in Las Matas sind ist dann auch prompt der Strom ausgefallen, was aber mal wieder etwas Gutes hatte, denn wir haben einfach Kerzen angezündet und so bekamen die ächzenden Muskelklötze plötzlich einen romantischen Touch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen