Samstag, 20. Oktober 2012

Mein Superprojekt

Nach 1 ½ Monaten Dominikanische Republik habe ich endlich ein Kopfkissen und Robin hat seinen eigenen Schrank.
In der Grundschule machen wir wirkliche Fortschritte. Shakira, das Mädchen, dass nicht einmal Punkte verbinden konnte kann jetzt bereits das i und das o schreiben und auch Nayeliza schreibt die Zahlen nicht mehr um 90° oder 180° gedreht sondern gerade und leserlich. Im Englischkurs bringen wir den Schülern jetzt die Farben bei und ich habe mit ihnen den Chamäleon-Song gesungen. Außerdem kommen immer mehr Leute die bei uns mitmachen wollen und somit sind wir jetzt schon bei über 30 Teenagern. Etwa 25 davon kommen regelmäßig. 


Papa, ich komme übrigens wirklich nach dir, denn was macht Vivi natürlich an ihrem freien Samstag? Sie räumt auf. 
Auf der Finca/ im Projekt gibt es nämlich eine Art Bibliothek mit kleinem Bad und angrenzenden Rumpelkammern. Diese Räume werden wir in den kommenden Monaten in eine Art Jugendzentrum verwandeln, das habe ich mir jedenfalls in den Kopf gesetzt. Deshalb habe ich jetzt schon mal angefangen aufzuräumen und habe Robin und teils auch seine Schwester Yeimi und unseren Chef Ronni mit in meine Motivations-/ Energiephase reingezogen. Robin und ich haben also gefegt, sortiert, gewischt, verstellt, ausgeklopft und geschraubt was das Zeug hält. Dabei sind wir auf mindestens 30 lebende und 50 tote Spinnen und Kakerlaken gestoßen und haben ein Rattennest inmitten von alten Büchern aufgefunden, wobei die Ratten es sich nicht haben nehmen lassen mich zu Tode zu erschrecken und mit einem gequieke übers Fenster zu verschwinden. Immerhin konnten wir nach 5 Stunden Schufterei echt stolz auf unsere Errungenschaft sein. Die Zimmer waren wieder begehbar und im Dezember werden wir dann anfangen das letzte Zimmer dort zu verputze und neu zu streichen. Vielleicht schaffen wir es sogar neue Schlafzimmer im Gebäude nebenan zu errichten, damit dort Freiwillige oder Besucher schlafen können.


Es gibt hier einfach so viel was man auf die Beine stellen könnte und deshalb liebe ich mein Projekt. Hier könnten locker 5 Freiwillige beschäftigt werden und das mit sinnvollen Aufgaben. Sprach-, Sport-, Kunstkurse und Chöre könnte man eröffnen. Drei verschiedene Schulen gibt es in der Nähe die Unterstützung mit den Kindern nötig hätten. Plantagen, Blumen- und Gemüsegärten könnte man anlegen. Es könnten Gesundheitstage, Flohmärkte, Zaubershows, Musikfestivals oder Kinderfeste organisiert werden. 
Das einzige was fehlt sind Arbeitskräfte und Materialien. Einfache Materialien wie zum Beispiel eine Gitarre, Bälle, ein Volleyballnetz, ein Fußballtor, Pinsel, Farben, Tische und Anschauungsmaterialien. Auch wenn unser Chef schon ordentlich dabei ist die Spendentrommel zu wirbeln und wir auch schon ein paar Bücher, Spielzeuge, Malsachen und Zahnbürsten bekommen haben ist das noch nicht genug. Ein Beamer wäre klasse, um Filmabende zu veranstalten. Ein Anschauungsmodel eines Zahns oder einer verstopften Arterie um Kindern und Erwachsenen das Thema Gesundheit näher zu bringen. Eine Musikanlage um mit den Kindern Tanzkurse zu machen. Und einfach Zeit. Es braucht viel mehr Zeit. Zum Beispiel arbeite ich jeden Vormittag in der Grundschule und kann den Kindern dort nicht einfach ihrem Schicksal (auch bekannt als nicht wirklich kompetente Lehrerin) überlassen. Am Nachmittag geben wir zwei mal die Woche Englischunterricht und die Schulen streiten sich schon fast darum, wann wir Hausaufgabenhilfe bei ihnen am Nachmittag geben, obwohl diese noch nicht einmal angefangen haben. 

Man muss hier einfach seine Prioritäten setzten und alles was man darüber hinaus schafft als ein Wunder ansehen.

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