Dienstag, 5. März 2013

Berufliche Nuancen

Als ich heute morgen die Schule erreichte bemerkte ich, dass etwas anders war als sonst. Der Himmel war von Wolken bedeckt, die Flagge hing nicht am Fahnenmast, kein Kindergeschrei hinter den großen Mauern, keine Eltern die ihre Kinder noch schnell zur Schule brachten. Das Schultor war geschlossen, die Lehrer befinden sich im Streik.


Ein Lehrer verdient hier, wenn er nur Vormittags arbeitet 8000 pesos monatlich, das sind umgerechnet nur etwa 150 Euro. Da die meisten Lehrkräfte hier jedoch nicht nur von 8 bis 12 Uhr, sondern auch noch Nachmittags von 14 bis 18 Uhr arbeiten, verdient ein Durchschnittslehrer etwa 300 Euro im Monat. Dass dabei die Stundenvorbereitung entweder völlig weggelassen wird oder am Vormittag im Unterricht gemacht werden muss erklärt sich wohl von selbst. 
Eine Versicherungen ist nicht mit inbegriffen und kostet den Versicherten um die 25 Euro monatlich. 
Eine Rente existiert in diesem Land auch nicht. Hier kümmern sich die Kinder später um ihre Eltern, sowie die sich die Jahre vorher um ihre Kinder gekümmert haben. Dass ein Student zum Beispiel neben der Universität arbeitet kommt ziemlich selten vor, da auch nicht viele Jobs zur Verfügung stehen. 

Viele Dominikaner sind noch mit 80 Jahren als Busfahrer, Lebensmittelhändler oder Bauern tätig, da sonst das Geld nicht zum Überleben reichen würde. So auch Robins Gastoma Birilia, die noch im hohen Alter von morgens um 5 bis abends um 12 arbeitet und weder eine Kindheit besaß, noch einen Tag Urlaub in ihrem Leben gesehen hat. Dass sie dann bei der Erziehung der 12-jährigen Yeimi auch mal rotsieht und ihr öfters mal die Hand ausrutscht, kann man ihr bei diesem Wissen eigentlich kaum mehr vorhalten. 
Ein deutscher Arbeiter hätte sich bei ihrem Leben schon vor Jahrzehnten krankschreiben lassen und wäre mit einer Burn-Out-Diagnose zur Kur geschickt worden. Doch Birilia hat all diese Möglichkeiten nicht. Sie muss jeden Tag um die Existenz ihrer Familie bangen, genauso wie die dominikanischen Lehrer.



"Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, 
dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! 
Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick."

- Fjodor Michailowitsch Dostojewski -

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen