Dienstag, 19. März 2013

Mein Körper rebelliert


Letzte Woche lag ich, nach einem erneuten Surfwochenende in Cabarete, mit Fieberträumen und Grippe im Bett. Eigentlich ist Grippe zu haben keine schlimme Vorstellung: man kann Tee trinken, sich in Wolldecken mummeln und vor dem Kamin sitzen. Nicht aber bei 32°C! Es wird in den letzten Wochen immer wärmer und ich kann euch sagen, es ist nicht schön mit einer Erkältung und Kopfschmerzen bei stickiger Luft im Zimmer zu sitzen.
Nachdem das endlich vorbei war, begann eine Stelle an meinem Fuß, die ich mir beim Surfen an den Korallen geholt hatte, weh zu tun. Daraus wurde dann in den nächsten Stunden eine schmerzhafte Entzündung. Da meine dominikanische Mutter zum Glück Ärztin ist und meine deutsche Mutter früher mal Krankenschwester war, bekam ich die besten Tipps und eine hausgemachte Minioperation. 
Nun sitze ich also mit einem Pflaster um dem Zeh in meinem Zimmer und was bemerke ich da? Mein Auge fängt an weh zu tun! Ich glaube ich bekomme ein Gerstenkorn! 

„Zum Glück“ streiken die Lehrer gerade wieder für ein paar Tage und somit darf ich mich jetzt nicht nur ausführlich um meine Stelle am Zeh kümmern, sondern ab morgen auch um mein Auge.
Danke, aber langsam ist es genug Körper.

Montag, 18. März 2013

Verdammter Reis!

Nach nun fast schon 7 Monaten hier ist das unglaubliche passiert: Ich kann keinen Reis mehr sehen!

Da ich schon immer etwas reisfanatisch war dachte ich, dass dieser Tag eigentlich niemals kommen würde, doch nachdem nun 200 Tage vergangen sind an denen man jeden Tag Reis aufgetischt oder ihn irgendwann am Tag zu sehen bekommt, hängt er mir zum Halse raus! Und auch beim Anblick der eigentlich wirklich leckeren Habichuela vergeht mir eher der Appetit.


Was würde ich doch für ein Mittagessen geben, dass weder Reis, noch Bohnen oder Hühnchen beinhaltet. Ich beginne sogar schon von einfachen Gerichten wie Spiralnudeln, Grießklößen, Spinat und Himmel & Erde zu träumen.
Und warum veröffentlichen anscheinend alle Menschen im Internet was sie gerade leckeres Essen? 
Da entdeckt man bei Facebook Bilder von Pfannkuchen, Waffeln und Tacos, die Anzeigen werben mit frischen Salaten und Pilzpfannen und sogar bei 9gag findet man Bilder von Pizza, Sandwiches und Eis.
Gestern hatte ich nach 200 Tagen zum ersten Mal Pumpernickel mit Putenwurst, welches von Robins Familie mitgebracht wurde. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, meine Zunge ist in einen Schockzustand verfallen und meine Geschmacksknospen haben eine wilde Party gefeiert, als das dünne Stück Brot in meinem Mund verschwand.

Aber keine Sorge, ihr müsst mir jetzt kein Müsli, Brezel oder Brote zuschicken. Meine Vorfreude steigert sich mit jedem Tag, Mitte Juli endlich die vielseitige und ausgewogene deutsche Küche wieder zu haben.

Sonntag, 17. März 2013

Zum Thema: Essen


Grundnahrungsmittel sind hier Avocado, Reis, Yuca (in Wikipedia unter Maniok zu finden)und Kochbananen, die jeden Tag mindestens einmal auf den Tisch kommen. Avocado gibt es zu jedem Essen, egal ob 6 Uhr morgens oder 11 Uhr abends. Außerdem wird hier alles frittiert: Bananen, Hühnchen, Salami, Kartoffelbrei, alles! 


Morgens gibt es unter der Woche in der Schule abwechselnd Mini-Muffins, Milchbrötchen oder Kekse. Dazu gibt es dann Safttütchen. Am Wochenende gibt es dann entweder schmale warm gemachte „Brötchen“ mit Butter, Milchshakes mit „Weight Gainer“-Pulver oder etwas frittierte Kochbanane mit frittierter Salami und Avocado. 

Mittags gibt es immer Reis mit Habitchuela, einer Bohnensoße. Dazu gibt es dann unterschiedlichste Beilagen:  Yuca, Süßkartoffeln, Aubergine oder Hühnchen. Wenn ich bei Robin esse gibt es seit kurzem auch noch ein paar Salatblätter und etwas Karotten und Tomate dazu. Robins Mutter Birilia kocht übrigens, wie fast alle auf dem Land, draußen über offenem Feuer.

Abends wird einem dann entweder noch mal das Mittagessen aufgetischt oder es gibt Spiegelei mit Kochbananen-Püree oder Yuca. Selten werden auch extra mal Spaghetti mit Tomatensuppe gemacht oder Kohl und Tomate als Beilage. Mein Lieblingsessen ist jedoch „Toyato“, eine Suppe bestehend aus Yuca, Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und noch ganz vielen anderen Gemüsesorten. Dazu gibt es dann wie immer Reis.

Gegessen wird bei mir auf der Arbeit, Mittags um halb 1 und abends gegen 9 (was mir eigentlich viel zu spät ist). Außerdem kommt man hier um keine Mahlzeit herum, da die Köchinnen darauf bestehen, dass man bei ihnen isst. Und wenn man sich keinen Nachschlag nimmt heißt es man esse nicht gut oder einem schmecke das Essen wohl nicht. Hinzukommend werden einem immer und überall Süßigkeiten geschenkt. 

Süßigkeiten und kleine Kuchenstücke findet man hier übrigens an jeder Straßenecke in den kleinen „Colmados“. Was man dort jedoch nicht findet sind gesunde oder nährhafte Snacks wie Obst, Gemüse oder Sandwiches. Chips und 4 Oreo-Kekse kosten hier umgerechnet nur 0.70€, zwei Äpfel hingegen 1€, nur ein kleines Beispiel um zu verdeutlichen wie schwer es hier ist sich gesund zu ernähren. 

Also stellt schon mal die Kegel auf, denn ich werde wohl oder übel als Kugel zurück nach Deutschland gerollt kommen.

Dienstag, 5. März 2013

Berufliche Nuancen

Als ich heute morgen die Schule erreichte bemerkte ich, dass etwas anders war als sonst. Der Himmel war von Wolken bedeckt, die Flagge hing nicht am Fahnenmast, kein Kindergeschrei hinter den großen Mauern, keine Eltern die ihre Kinder noch schnell zur Schule brachten. Das Schultor war geschlossen, die Lehrer befinden sich im Streik.


Ein Lehrer verdient hier, wenn er nur Vormittags arbeitet 8000 pesos monatlich, das sind umgerechnet nur etwa 150 Euro. Da die meisten Lehrkräfte hier jedoch nicht nur von 8 bis 12 Uhr, sondern auch noch Nachmittags von 14 bis 18 Uhr arbeiten, verdient ein Durchschnittslehrer etwa 300 Euro im Monat. Dass dabei die Stundenvorbereitung entweder völlig weggelassen wird oder am Vormittag im Unterricht gemacht werden muss erklärt sich wohl von selbst. 
Eine Versicherungen ist nicht mit inbegriffen und kostet den Versicherten um die 25 Euro monatlich. 
Eine Rente existiert in diesem Land auch nicht. Hier kümmern sich die Kinder später um ihre Eltern, sowie die sich die Jahre vorher um ihre Kinder gekümmert haben. Dass ein Student zum Beispiel neben der Universität arbeitet kommt ziemlich selten vor, da auch nicht viele Jobs zur Verfügung stehen. 

Viele Dominikaner sind noch mit 80 Jahren als Busfahrer, Lebensmittelhändler oder Bauern tätig, da sonst das Geld nicht zum Überleben reichen würde. So auch Robins Gastoma Birilia, die noch im hohen Alter von morgens um 5 bis abends um 12 arbeitet und weder eine Kindheit besaß, noch einen Tag Urlaub in ihrem Leben gesehen hat. Dass sie dann bei der Erziehung der 12-jährigen Yeimi auch mal rotsieht und ihr öfters mal die Hand ausrutscht, kann man ihr bei diesem Wissen eigentlich kaum mehr vorhalten. 
Ein deutscher Arbeiter hätte sich bei ihrem Leben schon vor Jahrzehnten krankschreiben lassen und wäre mit einer Burn-Out-Diagnose zur Kur geschickt worden. Doch Birilia hat all diese Möglichkeiten nicht. Sie muss jeden Tag um die Existenz ihrer Familie bangen, genauso wie die dominikanischen Lehrer.



"Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, 
dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! 
Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick."

- Fjodor Michailowitsch Dostojewski -

Sonntag, 3. März 2013

Wir haben es geschafft!


Das Jugendzentrum ist Realität geworden und die Projekte sind super angelaufen!

Letzten Samstag (als ich in Santo Domingo war) gab es eine Presentation unserer Projekte. Vorher haben wir alle möglichen Eltern und Kinder eingeladen und sie sind tatsächlich gekommen. Die Finca war voll! 
Nun haben wir einen Kunst-, Tanz- und Theaterkurs auf die Beine gestellt. Das einzige Problem wird jetzt, dass die Lehrer erscheinen müssen, die aus Las Matas und San Juan kommen. Für den Theaterkurs soll sogar eine richtige Schauspielerin aus Santo Domingo kommen. 
Gestern habe ich den Kunstkurs übernommen, da die Lehrer nicht konnten. Improvisireter Weise habe ich den Kindern also die Rückseite unserer kopierten Vokabeltests und ein paar Bunt- und Wachmalstifte in die Hand gedrückt. Begeistert waren sie von der „Anspitztechnik“ die ich ihnen gezeigt habe. (vielen dank Tina, dass du sie mir in der 5. Klasse gezeigt hast)

Außerdem gibt es sehr viele Interessierte für den Klavierunterricht. 
Leider können einige von ihnen nur am Nachmittag, andere nur am Vormittag, wieder andere wollen eigentlich nur am Wochenende kommen. Jetzt werde ich also einen Plan erstellen wie ich die Jugendlichen unterbingen  und trotzdem noch mit ihnen effizient arbeiten kann, da mein Wochenkalender schon ganz schön voll ist. 
Vorallem, dass ich nicht 7 Kinder gleichzeitig unterrichten kann hatte mein Chef wohl nicht bedacht. Auch werde ich spanische Stücke raussuchen müssen, da die einfachen Klavierlieder die ich damals gelernt hatte meistens nur so lustig waren weil sie deutschen Text dabei hatten.
Hinzukommend möchte ich nach wie vor gerne einen Chor zustande bringen, doch auch dafür benötigt man spanische Lieder, da hier kein einziger Dominikaner gutes Englisch spricht.

Das Jugendzentrum bekommt gerade noch eine neue Decke und danach können wir es endlich einweihen. 

(Fotos folgen)